Torsten Bruch – The Sauerkraut Road Movie

Milchsäuregärung, Fermentation und künstlerische Intuition

Sauerkraut oder Sauerkohl ist durch Milchsäuregärung konservierter Weißkohl oder Spitzkohl und wird meist gekocht als Beilage gegessen. Es gilt international als eines der bekanntesten deutschen Nationalgerichte. Diesen Vorgang der Vergärung nennt man auch Fermentation. Dabei verdauen Milchsäurebakterien die Stärke und den Zucker des Kohls und stellen dabei neue Stoffe her, welche Verdauungsstoffe der Bakterien sind. Sauerkraut ist reich an Milchsäure, Vitamin A, B, C und Mineralstoffen. Es ist ein wichtiger heimischer Vitamin-C-Lieferant im Winter. Sauerkraut hat einen relativ geringen physiologischen Brennwert von ca. 80 kJ/100 g (19 kcal/100 g), ist praktisch fettlos, enthält 3 bis 4 % Kohlenhydrate und 1 bis 2 % Proteine.
Sauerkraut gab es schon im alten Griechenland. Es begleitet den europäischen Menschen also schon recht lange.

Bei industriell-haltbar gemachtem Sauerkraut aus dem Supermarkt sind alle Milchsäurebakterien durch Erhitzen abgetötet worden. Frisch-Sauerkraut wiederum enthält noch alle Bakterien, weil es nicht mit Wärme behandelt wurde. Ebenfalls sind keine Inhaltsstoffe durch Hitze zerstört worden und es ist damit wesentlich nahrhafter und gesünder.

Milchsäurebakterien kommen nicht nur im Sauerkraut oder Joghurt vor, sondern leben auch im menschlichen Darm. Diese Bakterienart ist dabei aber nur eine unter vielen, kommt aber in recht hohem Prozentsatz vor.
Bakterien im menschlichen Darm verdauen nicht nur unsere Nahrung, sondern sie dienen auch als Warnsystem für ungebetene Mikroorganismen im menschlichen Körper, wie z.B. Grippeviren. Solche Eindringlinge werden dem Körper durch Botenstoffe unserer hauseigenen Bakterien sofort gemeldet und dann bekämpft. Bakterien haben also einen wichtigen Anteil am Immunsystem im menschlichen Körper.

Des weiteren gibt es eine direkte Nervenverbindung vom Gehirn in den Darm. Das Gehirn versucht damit zu verstehen, was in dieser Region los ist. Es funktioniert aber auch anders herum. Das heißt, Darmbakterien können aktiv ein Stimmungsbild des Darms abgeben. Nach neuesten Untersuchungen kann ein schlecht gepflegter Darm sogar für Depressionen verantwortlich sein.

Die Bedeutung der Darmflora wird deutlich, wenn man sich klar macht, das der Darm eine Oberfläche von ca. 40qm bietet und diese komplett mit Bakterien besiedelt ist. Bei einem ausgewachsenen Menschen sind zwischen 1,5 bis 2 kg des Körpergewichts eigene Bakterien, welche vor allem im Darm und auf der Haut vorkommen. Es handelt sich also um eine unglaubliche Anzahl von fremden Lebewesen im menschlichem Körper, welche Einfluss auf das Immunsystem und die emotionale Balance eines Menschen nehmen kann.

Gesundheitlicher Nutzen

Es gibt in vielen Kulturen Beispiele für fermentierte Lebensmittel: Sojasoße, Tofu, Sake, Kimchi, Oliven oder Borschtsch. Als Bezug zur Hyperkulturalität wird die faszinierende Kulturtechnik des Fermentierens wegen der Haltbarkeit der Lebensmittel, dem gesundheitlichen Nutzen und der Verfeinerung des Geschmacks eine weltweite Bedeutung zu geschrieben. Da sind viele verschiedene Kulturen einer Meinung.


Die Meerwasserverbindung

Als entwicklungsfreundliche Umgebung für Milchsäurebakterien dient meistens ein ca. 1,2-2% Salzwasser, welches dem Salzgehalt der uns verbindenden Weltmeere sehr nahe kommt. Da der Mensch entwicklungsgeschichtlich aus dem Meer stammt, wäre es interessant zu erfahren, ob das milchsaure Milieu in unserem Darm durch unser entwicklungsgeschichtlichen Aufenthalt im Meerwasser entstanden ist.


Der Darm zu Hirn Dialog

Desweiteren möchte ich gerne etwas genauer die mögliche Beeinflussung des künstlerischen Ichs durch Bakterien und deren Botenstoffe erfahren. Da für Künstler die Entscheidungen des Ichs immer sehr im Vordergrund stehen, wäre es interessant zu erfahren, in wie fern unsere Ideen durch unsere kleinen Darmhelfer beeinflusst werden.

Wenn wir also mit dem Bauch denken und unserer Intuition freien Lauf lassen, sind wir dann von unseren Darmbakterien beeinflusst?

War ein gute Darmflora das Zünglein an der Waage als Kandinsky seine Meisterwerke schuf oder Goethe seine Ferse schrieb?